Harnsteinleiden

Harnsteinleiden

Um das Harnsteinleiden herum existieren zahlreichen Mythen und Anekdoten auch schon aus der Zeit um Christi Geburt. Im 13. Jahrhundert entwickelte sich der Beruf des Steinschneiders. Männer, die von Ort zu Ort zogen und Betroffene von ihren Harnsteinen auf heute nicht mehr vorstellbare, grausame Weise befreiten. Diese Zeiten haben sich geändert.

Steine in den ableitenden Harnwegen können erhebliche Be­schwer­den verursachen. Diese Schmerzen entstehen durch die plötzliche Unterbrechung des Urinflusses von der Niere in die Harnblase. Je nach Höhe der Steinverstopfung in den ableitenden Harnwegen kommt es zu Flankenschmerzen, Unterbauchschmer­zen oder auch Hodenschmerzen, bzw. Schmerzen in den großen Schamlippen. Begleitend wird der Schmerz immer von einer nicht sichtbaren, seltener von einer sichtbaren Blutbeimengung im Urin.

Diagnostik

Die Diagnostik wird bestimmt durch die Erhebung der Kranken­ge­schich­te (plötzlicher Beginn der Schmerzen, Ort der Schmerzen). Ein Stein im Nierenbecken ist heute leicht per Ul­tra­schall­un­ter­su­chung festzustellen. Harnsteine im Harnleiter fallen in dieser Untersuchung durch eine sogenannte Harnstauung in der darüber liegenden Niere auf. Wie erwähnt findet sich in der Urin­untersuchung Blutbeimengungen. Ergänzend wird mindestens eine Röngtenübersicht des Bauchraumes durchgeführt. Wichtig ist hier, dass ca. 20% der Steine (Harnsäuresteine) in der Übersichtsaufnahme nicht zu erkennen sind. Im weiteren Verlauf kann dann noch eine Ausscheidungsurographie oder alternativ ein sogenanntes Stein-CT angeschlossen werden, um die Diagnose abzu­sichern und die Therapie zu planen.

Röntgenbild von Nierensteinen
Metaphylaxe (Vorbeugung einer Steinwiederkehr)

Ist ein Stein einmal behandelt und möglichst zu einer Analyse aufgefangen, so können anhand der unterschiedlichen Stein­zu­sam­men­set­zun­gen Empfehlungen zur Vorbeugung einer erneu­ten Steinbildung ausgesprochen werden. Grundsätzlich gilt für alle Arten von Harnsteinen, dass eine ausreichende Flüs­sig­keits­zu­fuhr die Gefahr einer erneuten Steinbildung reduziert.

Therapie

Im Vordergrund der Therapie der akuten Situation steht das Erreichen der Beschwerdefreiheit. Hier werden krampflösende Schmerzmittel eingesetzt. Im Falle einer vorliegenden Harntrans­portstörung, also der Unmöglichkeit des produzierten Urin am Stein vorbei in die Blase zu laufen, muss die Niere entlastet werden. Hierfür ist es notwendig, dass eine dünner Plas­tik­schlauch entweder an dem Stein vorbei von der Harnblase aus in Niere eingeführt wird oder eine Ableitung des Urin über Schlauch Richtung Flanke vorgenommen wird. Ist der Stau einmal beseitigt sind die Beschwerden im Regelfall auch verschwunden.

Zur Behandlung des Harnsteinleidens als solches kommen heute eine Vielzahl von Möglichkeiten in Frage. Die Entscheidung, welches die geeignete Therapie für die Betroffenen ist, wird in Abhängigkeit von der Steingröße und seiner Lage getroffen. Operationen im Sinne eines Bauchschnittes sind heute nur noch in Ausnahmenfällen bei ganz großen Steinen notwendig. Üb­li­cher­wei­se werden die Steine heute entweder durch eine Stoss­wel­len­the­rapie von außen, eine Laserzertrümmerung über den Harnleiter oder per Schlüssellochtechnik von Flanken aus zer­klei­nert und möglichst entfernt. Kleinere Restbestandteile können über den Urin ausgeschieden werden.

Eine gewisse Ausnahme spielt der Harnsäurestein. Dieser Stein hat die Besonderheit, dass er über eine Verschiebung des pH-Wertes im Urin aufgelöst werden kann. Eine solche Therapie ist aber nur im Falle von Beschwerdefreiheit möglich, da diese Maß­nahmen sich über Wochen erstrecken kann; sie bietet aber den Vorteil, dass keine anderen Therapien notwendig werden.